Freunde, ich bin erschlagen
- zu aufgewühlt und zugedonnert, um jetzt schlafen gehen zu können, ohne doch wenigstens kurz unsortiert was zu "Papier" zu bringen und wiederum aber auch
- zu aufgewühlt und zugedonnert, um hier jetzt irgendwie schon den großen Überblick über das Gehörte und Gesehene gewonnen zu haben.
Da wird noch länger etwas zu verdauen sein.
Bis dahin hangele ich mich mal an einigen Überschriften entlang:
Solisten: Kein Ausfall.Im Gegenteil.
Sehr gutes Ensemble, sowohl vom Haus (find mal 6 Richter in der Qualität im eigenen Ensemble - nur Burkhard Ulrich klang wie Peter Maus in 10 Jahren - hat man ihm diesen Klang verordnet, da er den steingreisen blinden Richter zu singen hatte?)
Derek Welton im Ensemble zu haben, ist natürlich ein Geschenk sondersgleichen:
In puncto Sämigkeit, Legato und drucklose Tragfähigkeit der Stimme lief er sogar
Josef Wagner den Rang ab, der in der Höhe gerne mal ein wenig eng wurde und überhaupt gefühlt ein wenig über Fach sang (wenn man sein anderes Repertoire beschaut). Für einen genuinen Kavalierbariton war das eine sehr gute Leistung, die Partie scheint aber doch eher einen veritablenHeldenbariton zu verlangen, der er für mich (noch) nicht ist, gesungener Holländer hin oder her. Ihm würde ich einen Gang runter in lyrischere Gefilde wünschen. Mal ein paar Mandrykas und dann schauen, ob das erst mal die Grenze ist. Dennoch: Eine gute Leistung! Psychologisch- szenisch ist die Figur wirklich kaum zu fassen und blieb mir fremd.
Und: Ich wäre neugierig gewesen, wie Welton die Partie bewältigt hätte.
Okka von der Damerau, hoch geschätzt von mir, fand ich ein wenig verschenkt: Die Partie der Botin bietet charakterlich nicht eben viele Facetten, und gesanglich wird viel Zickig- Keifiges à la Amme verlangt, und das - was vdDamerau so auszeichnet z.B. bei ihrer Brangänge (lyrische Bögen, lange Linien) gibt die Rolle einfach nicht her. Hoffentlich tut sie sich nicht weh mit der Partie. Das war hoch besetzt, aber wäre für mich auch mit einer etwas ausgesungeneren Dame zu machen gewesen.
Deutlich drüber: Sara Jakubiak - sie hat die enigmatische Aura à la Marlene in "Zeugin der Anklage" für die Monsterpartie, ist szenisch angenehm unkitschig und eher herb, dabei aber mit großem Charisma unterwegs, und kriegt die ewig lange und fordernde Partie gut bewältigt - mit schmaler Tiefe, klangschöner Mittellage und weitestgehend leuchtenden Höhen (kleine Ermüdungserscheinungen am Ende des 2. und 3. Aktes werden sich vielleicht noch geben). Leider plaziert sie die Stimme öfter am hinteren Gaumen, was einerseits jede Schärfe verhindert, aber auch den Strahl der Stimme deutlich verringert - dadurch ist sie des öfteren dann doch eher eine Stimme IM als ÜBER dem Orchester und behindert sich selbst in der Textverständlichkeit, die einfach mehr Vordersitz benötigen würde. Es wirkt wie der Versuch, mit einer Kartoffel im Mund prägnant zu artikulieren. Und auch hier die Frage, ob es jetzt schon SO dramatisch sein muss. Wie bei Josef Wagner im noch höheren Maße stellt die Heliane für sie eine deutliche Überschreitung des bisherigen Fachs dar. Man könnte für die Partie durchaus noch üppigeres Material und mehr Fleisch auf der Stimme haben (wie Tomowa auf der Platte oder Lotte Lehmann anno dunnemal)... aber das sind Beckmessereien angesichts dessen/derer, die man 20718 an den anderen beiden Häusern in Berlin als Salome und Carlotta geboten bekommen hat und was man so landab landauf als entweder höhenunsichere oder verhärtete oder zwirnsdürre oder scharfstimmige Interpretinnen dramatischer Spätromantik immer wieder mal erlebt hat in den letzten Jahren.
Chapeau!
Kniefall hingegen bei Brian Jadge , dem ich zwar mal ein gehöriges Maß an Eitelkeit unterstelle und der vielleicht nicht der geborene Burgschauspieler ist, aber: Was für ein endlos unangestrengter Höhenstrahl bei schönem, wenn auch etwas amerikanisch- anonymen Timbre, die Stimme wird je höher desto größer (KEIN Raum geht zu über dem System), ist gänzlich unermüdbar, dabei aber - im Ggs. zum ggw. Tristan an der Staatsoper- nicht ermüdend: Denn Jadge kann auch bis zum Ende des Abends immer wieder problemlos mezzavoce und piano singen... nach meinem Gefühl hätte er am liebsten die Heliane gleich noch mitgesungen, und - so sehr ich ihm seine Erfolge im italienischen und französischen Fach gönne: Was für Aussichten für Kaiser, Bacchus, Stolzing! So einen phänomenal unangestrengten und unermüdbaren und dabei differenzierungsfähigen Tenor in DEM Fach erinnere ich mich nicht, je gehört zu haben. Ziemlicher Hammer.
Ziemlicher Hammer auch der Chor (nach Weggang Spalding hätte ich eine kleine Leistungsdelle durchaus toleriert, aber nebbich: Alles präzise, differenziert, textverständlich und hoch engagiert.) Bravo!
Gleiches gilt fürs Orchester, es macht aber auch einfach Spaß, diese Monsterorchesterbesetzungen in einem dafür ausreichend großen Raum zu hören. (Man denke nur an die letzt Fr'OSCH im Schillertheater, wo sich regelmäßig die Decke hob). Brillante Streicher, tonschönes Holz, rundes und kieksfreies Blech! Und dank Marc Albrecht blieb es da, wo die Komposition es zulässt, auch schön durchsichtig und dröhnte nicht nur wild vor sich hin.

- zu aufgewühlt und zugedonnert, um jetzt schlafen gehen zu können, ohne doch wenigstens kurz unsortiert was zu "Papier" zu bringen und wiederum aber auch
- zu aufgewühlt und zugedonnert, um hier jetzt irgendwie schon den großen Überblick über das Gehörte und Gesehene gewonnen zu haben.
Da wird noch länger etwas zu verdauen sein.
Bis dahin hangele ich mich mal an einigen Überschriften entlang:
Solisten: Kein Ausfall.Im Gegenteil.
Sehr gutes Ensemble, sowohl vom Haus (find mal 6 Richter in der Qualität im eigenen Ensemble - nur Burkhard Ulrich klang wie Peter Maus in 10 Jahren - hat man ihm diesen Klang verordnet, da er den steingreisen blinden Richter zu singen hatte?)
Derek Welton im Ensemble zu haben, ist natürlich ein Geschenk sondersgleichen:
In puncto Sämigkeit, Legato und drucklose Tragfähigkeit der Stimme lief er sogar
Josef Wagner den Rang ab, der in der Höhe gerne mal ein wenig eng wurde und überhaupt gefühlt ein wenig über Fach sang (wenn man sein anderes Repertoire beschaut). Für einen genuinen Kavalierbariton war das eine sehr gute Leistung, die Partie scheint aber doch eher einen veritablenHeldenbariton zu verlangen, der er für mich (noch) nicht ist, gesungener Holländer hin oder her. Ihm würde ich einen Gang runter in lyrischere Gefilde wünschen. Mal ein paar Mandrykas und dann schauen, ob das erst mal die Grenze ist. Dennoch: Eine gute Leistung! Psychologisch- szenisch ist die Figur wirklich kaum zu fassen und blieb mir fremd.
Und: Ich wäre neugierig gewesen, wie Welton die Partie bewältigt hätte.
Okka von der Damerau, hoch geschätzt von mir, fand ich ein wenig verschenkt: Die Partie der Botin bietet charakterlich nicht eben viele Facetten, und gesanglich wird viel Zickig- Keifiges à la Amme verlangt, und das - was vdDamerau so auszeichnet z.B. bei ihrer Brangänge (lyrische Bögen, lange Linien) gibt die Rolle einfach nicht her. Hoffentlich tut sie sich nicht weh mit der Partie. Das war hoch besetzt, aber wäre für mich auch mit einer etwas ausgesungeneren Dame zu machen gewesen.
Deutlich drüber: Sara Jakubiak - sie hat die enigmatische Aura à la Marlene in "Zeugin der Anklage" für die Monsterpartie, ist szenisch angenehm unkitschig und eher herb, dabei aber mit großem Charisma unterwegs, und kriegt die ewig lange und fordernde Partie gut bewältigt - mit schmaler Tiefe, klangschöner Mittellage und weitestgehend leuchtenden Höhen (kleine Ermüdungserscheinungen am Ende des 2. und 3. Aktes werden sich vielleicht noch geben). Leider plaziert sie die Stimme öfter am hinteren Gaumen, was einerseits jede Schärfe verhindert, aber auch den Strahl der Stimme deutlich verringert - dadurch ist sie des öfteren dann doch eher eine Stimme IM als ÜBER dem Orchester und behindert sich selbst in der Textverständlichkeit, die einfach mehr Vordersitz benötigen würde. Es wirkt wie der Versuch, mit einer Kartoffel im Mund prägnant zu artikulieren. Und auch hier die Frage, ob es jetzt schon SO dramatisch sein muss. Wie bei Josef Wagner im noch höheren Maße stellt die Heliane für sie eine deutliche Überschreitung des bisherigen Fachs dar. Man könnte für die Partie durchaus noch üppigeres Material und mehr Fleisch auf der Stimme haben (wie Tomowa auf der Platte oder Lotte Lehmann anno dunnemal)... aber das sind Beckmessereien angesichts dessen/derer, die man 20718 an den anderen beiden Häusern in Berlin als Salome und Carlotta geboten bekommen hat und was man so landab landauf als entweder höhenunsichere oder verhärtete oder zwirnsdürre oder scharfstimmige Interpretinnen dramatischer Spätromantik immer wieder mal erlebt hat in den letzten Jahren.
Chapeau!
Kniefall hingegen bei Brian Jadge , dem ich zwar mal ein gehöriges Maß an Eitelkeit unterstelle und der vielleicht nicht der geborene Burgschauspieler ist, aber: Was für ein endlos unangestrengter Höhenstrahl bei schönem, wenn auch etwas amerikanisch- anonymen Timbre, die Stimme wird je höher desto größer (KEIN Raum geht zu über dem System), ist gänzlich unermüdbar, dabei aber - im Ggs. zum ggw. Tristan an der Staatsoper- nicht ermüdend: Denn Jadge kann auch bis zum Ende des Abends immer wieder problemlos mezzavoce und piano singen... nach meinem Gefühl hätte er am liebsten die Heliane gleich noch mitgesungen, und - so sehr ich ihm seine Erfolge im italienischen und französischen Fach gönne: Was für Aussichten für Kaiser, Bacchus, Stolzing! So einen phänomenal unangestrengten und unermüdbaren und dabei differenzierungsfähigen Tenor in DEM Fach erinnere ich mich nicht, je gehört zu haben. Ziemlicher Hammer.
Ziemlicher Hammer auch der Chor (nach Weggang Spalding hätte ich eine kleine Leistungsdelle durchaus toleriert, aber nebbich: Alles präzise, differenziert, textverständlich und hoch engagiert.) Bravo!
Gleiches gilt fürs Orchester, es macht aber auch einfach Spaß, diese Monsterorchesterbesetzungen in einem dafür ausreichend großen Raum zu hören. (Man denke nur an die letzt Fr'OSCH im Schillertheater, wo sich regelmäßig die Decke hob). Brillante Streicher, tonschönes Holz, rundes und kieksfreies Blech! Und dank Marc Albrecht blieb es da, wo die Komposition es zulässt, auch schön durchsichtig und dröhnte nicht nur wild vor sich hin.